Ja Servus,
was soll eigentlich dieses Theater um die geplante Rede des Papstes im Bundestag?
Prof. Josef Ratzinger, Benedikt XVI
Fotomontage // Bildquelle: http://katalyma.files.wordpress.com/
Abgeordnete der SPD, der Grünen und der Linken wollen die Rede sogar boykottieren, und das Plenum verlassen. Der SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz behauptet in einem Brief an seine Fraktionskollegen, der Papst würde den Bundestag missbrauchen, und ruft zum Boykott auf. Die Rede des Oberhauptes einer religiösen Gemeinschaft vor dem Bundestag sei mit der Neutralität des Staates unvereinbar.
Wenngleich zB die Fraktions- und Parteiführung der Linken in Form von Gesine Lötzsch betont, dass keinerlei Protestaktionen stattfinden sollen - und sie selbst sich selbstverständlich die Rede anhören werde. Dies sei "...ein Gebot der Höflichkeit".
Und schon geht das Parteiengezänk los: sogar die ehemalige Ministerin Gerda Hasselfeldt, jetzt CSU-Landesgruppenchefin in Berlin, zetert: „...Die Linke beweist einmal mehr, dass ihr Mittel der Straßenkampf ist und nicht die besonnene Auseinandersetzung mit Argumenten...“. Dass Frau Lötzsch, von der wir sonst nicht sooo viel halten, in diesem Fall gerade das Gegenteil vorlebt, scheint bei diesem Ausfall keine Rolle zu spielen.
Sogar eine Facebook-Gruppe ist gegründet worden: "Keine Rede vom Papst im Bundestag" hat derzeit 2.820 Unterstützer. Und selbst der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider kritisiert den Auftritt des Papstes scharf.
Meine Güte: was soll das Ganze eigentlich? Ist das sooo wichtig?
Da wird die Trennung von Kirche und Staat für gefährdet gehalten, weil der Papst eine Rede vor dem Bundestag halten soll? Ähm...was für eine Trennung denn?
- Da zahlt die Bundesrepublik Deutschland seit Jahrzehnten als Rechtsnachfolgerin der diversen Deutschen Reiche und Fürstentümer auf der Grundlage jahrhundertealter Konkordate (tw. von 1803!) als Entschädigung für Enteignungen (übrigens während die katholische Kirche bei den Missbrauchsfällen der letzten Jahre den Opfern empfiehlt, sich in Sachen "Entschädigung" primär an die Täter zu halten...erst DANN sei die "Institution" zuständig)
- Da werden die Bischofs"gehälter" vom Staat finanziert,
- da zieht der Staat für die Kirchen die Mitgliedsbeiträge ein,
- da hängen in deutschen Gerichten und Schulen Kreuze,
- und anders als die islamisch-geprägte Türkei haben wir einen klaren Gottesbezug in unserem
grundlegenden Gesetzeswerk.
Und zu allem Überfluss gibt die damalige Familienministerin von der Leyen 2006 eine Pressekonferenz zum Auftakt des Erziehungsgipfels, und ist dabei flankiert von Kardinal Sterzinsky und Bischöfin Kässmann, von der wir sonst sehr viel halten. Was schrieb noch der Spiegel dazu?
"Die Artikel des Grundgesetzes fassen im Prinzip die Zehn Gebote zusammen", sagte sie [v. d. Leyen, d. Autor], und der Kardinal kam mit dem Nicken kaum nach. "Christliche Werte wie Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt und Gerechtigkeit sind die Basis unserer Gesellschaft", schwärmte von der Leyen. Die Bischöfin lächelte selig.
Die beiden Geistlichen konnten ihr Glück kaum fassen. Da saß eine veritable Ministerin, vereidigt auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, und erteilte der Nation Nachhilfestunden in christlicher Theologie. Eine "wertegebundene Erziehung" sei ihr großes Ziel, und wo diese Werte wurzelten, wurde auch schnell klar - im Humus der beiden Kirchen: "Das ist das Fundament."
Es war ein französischer Journalist, der am Ende [sic!] der Veranstaltung verdutzt fragte: "Gibt es in Deutschland eigentlich noch die Trennung von Staat und Kirche?"
Sind wir nicht längst ein Gottesstaat? Wie also kann die Rede des Papstes vor dem Parlament die Trennung von Staat und Kirche gefährden?
Edit, 22.09., 15:45: die taz ganz steil mit einer wunderbaren Glosse: Yoda im Bundestag!
Edit, 22.09., 15:45: die taz ganz steil mit einer wunderbaren Glosse: Yoda im Bundestag!
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Und nun mal Schluss mit der Polemik: natürlich sind wir KEIN Gottesstaat, und wir haben trotz allem eine deutliche Trennung. Aber wie kann das durch eine Papstrede im Parlament gefährdet sein? Lasst ihn doch sprechen! Und hört ihm zu! Er ist doch immerhin das Oberhaupt des Staates "Vatikan".
Und: es nimmt ihn doch spätestens seit seiner leider total missverstandenen "Regensburger Versöhnungsrede", seiner ebenso missverstandenen Fürbitte für die Einsicht der Juden, sie mögen doch endlich Jesus Christus als ihren Erlöser erkennen, und seiner "Abschaffung der Vorhölle" keiner mehr so richtig ernst.
"Haben Sie schon gehört? Der Papst hat die Vorhölle abgeschafft ...
...ja ... wirklich ...
Soll ich's nochmal sagen? Er hat die ... Vorhölle...abgeschafft ...
Soll ich's nochmal sagen? Er hat die ... Vorhölle...abgeschafft ...
... in unseren geschlossenen Anstalten sitzen Leute für weniger."
- Hagen Rether
So long
Der Falke