Sonntag, 4. September 2011

"DIE FREIHEIT" in der Tradition von Stauffenberg...

...alles klar. Und Superman nimmt ab heute den Bus.

Ja Servus,

was mussten wir denn da bei heise lesen?

Angesichts des gross angekündigten und dann schwach durchgeführten "Anti-Islamisierungskongresses" in Berlin, zu dem auch Geert Wilders anreiste, verkündete Réné Stadtkewitz, Bundesvorsitzender der Partei "DIE FREIHEIT", dass er und seine Mannen sich in der Tradition der Attentäter um Claus Graf Schenk von Stauffenberg sehen. 


Claus Graf Schenk von Stauffenberg, 1907 - 1944

Das ist aus mehreren Gründen derart ungeheuerlich, dass wir darauf eingehen müssen.

Zunächst sei darauf hingewiesen, dass Stauffenbergs Rolle im NS-Staat und auch persönlich weiterhin nicht unumstritten ist. 

Die Stauffenberg-Brüder gehörten in ihrer Jugend  zum elitären"Jüngerkreis" von Stefan George, wo man Gefallen fand an platonischer homosexueller Pädophilie. Man streifte durch die Stadt auf der Jagd nach Knaben, und wenn man "einen rechten Süssen" gefunden hatte, wurde er stolz dem Meister präsentiert. Ausserdem pflegte man den Gedanken an Georges Gedanken eines elitären "geheimen Deutschlands", einer geistigen Elite, welche sich am Hochmittelalter orientierte. 


Der Dichter Stefan George, 1868 - 1933

Zu Beginn der NS-Zeit war Stauffenberg wie viele seiner Mitverschwörer ein Hitler - Verehrer, und ein offener Revisionist. Diese revisionistische Haltung war in Deutschland allerdings sehr verbreitet, was vor allem auf die Bedingungen des Versailler Vertrages zurückgeführt wird.
Stauffenbergs Haltung Hitler gegenüber änderte sich zwar auch wegen des verbrecherischen Charakters des NS-Regimes, aber nicht zuletzt angesichts der drohenden militärischen Niederlage.

Was sich nicht änderte, war Stauffenbergs glühender Nationalismus. Noch bei seiner Hinrichtung deuten seine mutmasslich letzten Worte vom "geheiligten Deutschland" oder "geheimen Deutschland", je nach Quelle, deutlichst darauf hin.
Für seine historische Einordnung ebenfalls bedeutend ist der von Stauffenberg mitverfasste Eid, den sich die Widerständler schworen. Darin ist davon die Rede, dass das Deutsche Volk aus der "...Verschmelzung hellenischer und christlicher [nicht jüdischer, sic!] Ursprünge in germanischem Wesen das abendländische Menschentum..." geschaffen habe. Ausserdem fordert man die "...Anerkennung der naturgegebenen Ränge...", womit vermutlich der Adel gemeint ist, und verachtet die "...Gleichheitslüge...".

Wer so etwas schreibt, ist kein Demokrat, das klingt schon fast nach Wilders'schem Kulturrassismus. Damit wäre ein Bezug von "DIE FREIHEIT" zu Stauffenberg noch am ehesten erklärbar.

Der britische Historiker Richard J. Evans nennt Stauffenberg sogar explizit einen "Anti-Demokraten", und erklärt, er tauge nicht zum Vorbild. 
Nun, auch das muss man einordnen: Stauffenberg war Militär, und kein Staatsmann. Man darf da nicht zuviel erwarten. 

Wer jetzt aber glaubt, wir würden die Taten der Verschwörer des 20. Juli 1944 herabwürdigen, der täuscht sich. Wir demontieren Stauffenberg nicht, ganz im Gegenteil: für Leute wie Stauffenberg, von Tresckow oder Beck muss der Entschluss, gegen Eid und Erziehung ein Attentat auf das Staatsoberhaupt zu verüben, weitaus schwieriger gewesen sein, als es das etwa für einen kommunistischen Attentäter gewesen wäre. Stauffenbergs Dilemma, sich zwischen dem Verrat seines Eides und dem Verrat an seinem Gewissen entscheiden zu müssen, ist hinreichend bekannt. Er hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Daher gebührt den Verschwörern des 20. Juli 1944 höchste Anerkennung.

Und nun kommt Stadtkewitz daher, und sieht sich in Stauffenbergs Tradition. Das kann ja wohl nicht wahr sein, und wirft eine Menge Fragen auf.
- Gegen wen wollen der biedere Stadtkewitz und sein esoterisch beseelter Stellvertreter Marc Doll denn putschen, wie Stauffenberg es tat? Gegen Angela Merkel wegen ihrer Europa-Politik, die Islamophobiker ja so gern "linksgrün" oder auch "linksfaschistisch" nennen? Ist Angela Merkel für Stadtkewitz etwa das, was Hitler für Stauffenberg war? Oder wie ist das sonst zu verstehen?
- Oder wollen sie was gegen "Deutschlands politische Elite" unternehmen, die "den Islamisierungsprozess verstärkt", wie Herr Stadtkewitz sich in seiner Rede auszudrücken pflegt? Und wie wollen sie ihre Opfer als "politische Elite" erkennen? Machen sie das vielleicht mit der Definition der Roten Khmer, die einfach alle erschossen, die eine Brille trugen?
- Wollen sie wie Stauffenberg eine Bombe verwenden? Oder wie der Osloer Attentäter Schnellfeuergewehre?  
- Haben sie wie Stauffenberg den Eid geschworen, der "das deutsche Volk" als Wurzel der abendländischen Kultur "in germanischem Wesen" sieht? 
- Wen wollen sie denn noch vereinnahmen? Den unsäglichen fundamental-evangelikalen Prophetenjünger "Michael Mannheimer" etwa, der AUCH schon mal zum bewaffneten Widerstand gegen die Regierung aufgerufen hat? Und der von seinem Aufruf bislang kein Wort zurücknahm? 
- Auf Sarrazin berufen sie sich auch? Der aber gegen die Verwendung seines Namens auf Wahlplakaten klagte, der in seinem Buch sinngleich Absätze des NS-"Chefrassisten" Hans F. K. Günther übernahm, und sich dadurch als Rassist outete? Und dessen biologistischen Ansatz Stadtkewitz im Januar 2011 in einer Rede in Düsseldorf übernahm? 
- Warum machen sie sich eigentlich die Arbeit, den "Werterelativismus" zu bemühen? Die Mühe, auf das "Ausländer raus" für Gebildete, den sog. "Ethnopluralismus", abzuzielen? Wenn doch so schon klar ethno-rassistische Aussagen getroffen werden, so dass es des augenscheinlichen "Kulturrassismus" eines Geert Wilders gar nicht bedarf? 
- Und warum nimmt man für die Wahnsinnstaten einiger tausend durchgeknallter hirnamputierter Selbstmordattentäter den gesamten Koran in Sippenhaft, weigert sich aber, den Zusammenhang eigener Tiraden mit dem Pamphlet des Osloer Attentäters anzuerkennen? Und das auch noch am 3. September 2011, und damit nach dem unfassbaren Attentat?
So long

Ein fassungsloser Falke