" Terrorismus ist der Krieg der Armen gegen die Reichen
Krieg ist der Terrorismus der Reichen gegen die Armen."
- Sir Peter Ustinov, 1921 - 2004
die Begriff "11. September" ist ja -verständlicherweise- seit 2001 mit den Anschlägen in New York und Washington verknüpft. Bei aller Trauer um die Opfer, bei allem Respekt vor den Hinterbliebenen und bei aller Verurteilung dieser Anschläge sehen wir uns aber dringend genötigt, angesichts der weltweiten Solidaritätsadressen an die USA eine historische Einordnung der Anschläge von 2001 vorzunehmen.
Das tun wir hier in Teil 1 durch Hinweis auf Opfer anderer -auch terroristischer- Aktivitäten, an die dieser Tage -und auch sonst- niemand denkt. Und zum anderen stellen wir die Frage, wie eigentlich eine derart menschenverachtende Haltung entstehen kann, die eine solche Tat erst möglich macht. Und dass die Ursachen dafür unter anderem in einem Ereignis zu finden sind, welches ebenfalls an einem 11.09. stattfand.
a) Andere Opfer
Wir erinnern uns noch an die Worte des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder: die USA könnten mit der "uneingeschränkten Solidarität" der Bundesrepublik Deutschland rechnen. Als Folge sahen wir in den Wochen und Monaten nach den Anschlägen von New York 2001 viele US-Flaggen an Häusern, auf Balkonen oder in den Fenstern hängen. Schon damals stellten wir uns eine Frage, die uns niemand beantwortet hat. Und die wir heute wiederholen:
Wer trauert eigentlich um die weltweit täglich (!!) anfallenden etwa 25.000 Hungertoten?
Schon der damalige Bundespräsident Rau wies im Jahre 2001 auf diese Frage in einer seiner Reden hin. Die Zahl der hungernden Menschen stieg von 822 Millionen im Jahre 1990 auf etwa eine Milliarde im Juni 2009. Das ist etwa jeder siebte Mensch.
Jedes Jahr sterben 8.8 Millionen Menschen an Unterernährung, das ist etwa ein Todesfall alle drei Sekunden (!). Und die überwiegende Zahl der Hungernden leidet an den Folgen chronischer Unterernährung...und nicht an den Folgen akuter Unterernährung als Folge von zB einer Dürre oder eines Krieges. Und, liebe Frau Schwarzer, bevor Sie im Wege der Themensuche Allianzen mit der BILD eingehen oder ins Horn der Islamophoben stossen, hier ist ein Thema für Sie: rund 70% der Betroffenen sind Frauen.
Aber wo, WO sind die Solidaritätsbekundungen Deutschlands und anderer Länder mit Staaten wie dem Kongo, Burundi, Eritrea, Sierra Leone, dem Tschad oder Äthiopien? Hat da irgendwer eine Flagge im Fenster? Oder ist es nicht so, dass wir nichtmal wissen, wie diese Flaggen aussehen?
Kleine Erinnerung: Flagge von Sierra Leone
Wir werfen Bomben auf afghanische Hochzeiten, weil da aus Tradition mit dem AK74 in die Luft geschossen wird, und weil vor zehn Jahren dort islamistische Attentäter ausgebildet wurden. Aber wer wirft Bomben auf den Vatikan, weil von dort noch immer verkündet wird, dass das Benutzen von Kondomen Sünde ist? Warum muss der Hunger die Bevölkerungszahl in Afrika regeln...warum tut das nicht ein Stück Latex? Ist der Hungertod katholisch?
Wer wirft Bomben auf die Zentrale des Shell-Konzerns in Den Haag, weil von dort aus ökonomischem Interesse (und in unserem Interesse) unterdrückerische Diktaturen unterstützt wurden? Und und und...die Liste mit "möglichen Bombenzielen" liesse sich endlos fortsetzen. Da dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Bombenwerfen dann von Selbstmordattentätern übernommen wird. Und die nennen wir dann "Terroristen"?
Warum interessiert uns das alles nicht? Weil der Wohlstand des "zivilisierten Westens" in nicht unerheblichem Masse darauf beruht, dass woanders gehungert wird? Bekommen nur Staaten dieses "zivilisierten Westens" unsere "uneingeschränkte Solidarität"? Respektieren wir nur Mannschaften, die in unserer Liga spielen?
Sind 3000 Amerikaner mehr wert als 25.000 Afrikaner?
"...Herr, die haben Angst, dass ihre Kinder verhungern.
Wir haben Angst, dass unser Deo versagt,
und dass wir beim Telefonieren im Auto erwischt werden.
Herr, wie kriegen wir in deren Drittweltschädel rein
dass Du Europäer bist?"
- Hagen Rether
Teil 2 folgt:
b) Der 11. September ...1973 (!)
So long
Der Falke