Warum wählt rechts nicht rechts? Ein flüchtiger Erklärungsversuch.
Ja Servus,
bezugnehmend auf die Wahlergebnisse von Mecklenburg-Vorpommern und den Artikel der Süddeutschen Zeitung:
Warum reüssieren die Neu-Rechten Parteien nicht, wenn doch das Potential in der Gesellschaft vorhanden ist? Wo kommt diese Schere her?
Das Potential ist da: Sarrazins Erfolg kommt trotz seiner biologistischen Bezüge aus der Mitte der Gesellschaft. Rassistisches oder zumindest fremdenfeindliches Gedankengut gibt es in allen Parteien:
- sei es der Ex-CSU-Ministerialdirigent, der in einem Gutachten für seine Burschenschaftler den "Ariernachweis" fordert,
- sei es der Rassismusvorwurf an den Vorstand der Hermsdorfer FDP,
- sei es der hessische CDU-Abgeordnete, der von den Juden als "Tätervolk" sprach,
- sei es der Grüne, der mit Möllemann Flugblätter druckte
- oder auch das SPD-Mitglied Sarrazin selbst, das sich beim NS-Chefrassisten bedient, und sich trotzdem als Sozialdemokrat sieht.
Zur NPD müssen wir gar nicht hinsehen, die sind ja offen rassistisch (siehe Pastörs zu Gysi). Das macht sie berechenbar, und damit weitaus ungefährlicher, als sie oft aussehen. Natürlich ist es ärgerlich, dass sie noch vom Steuerzahler alimentiert werden...aber die Anti-Islamdebatte haben sie komplett verpasst, und waren da immer nur Trittbrettfahrer. Das zeigt, dass sie keinerlei Akzente setzen können. Ihre programmatische Arbeit ist von der gleichen Qualität wie ihre parlamentarische Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern.
Aber die anderen, die in unserer Mitte, tragen die Maske der Demokraten, und sind in unseren Augen dadurch weitaus gefährlicher. Denn die wir heute noch als verkleidete Rassisten sehen, feiern wir morgen vielleicht schon als "Tabubrecher" und "Kämpfer gegen Denkverbote". Beides Worte, mit denen man Sarrazin schon betitelt hat, seit sein Buch erschien.
"Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten,
sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten“
(wird Adorno zugeschrieben)
Sicher tragen die Schutzmechanismen gegen Populisten, die in der Verfassung verankert sind, dazu bei, dass bei den Neu-Rechten der zählbare Erfolg erstmal ausbleibt. Die gleichen Mechanismen übrigens, die in der Vergangenheit schon so oft als überflüssig angesehen wurden.
Dazu kommt auch die angesprochene Scheu, als "rechtsextrem" entlarvt zu werden. Daher ist es ja so wichtig, dass man genau hinschaut und hinhört, wer da an der Spitze der Parteien steht, wo er herkommt und was er sagt. Denn da lässt sich oft vieles nachweisen - man muss nur hinhören. Und genau da sehen wir unsere Aufgabe: wir glauben eben nicht, dass jemand ein "Demokrat" ist, der Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer Herkunft einstuft. Und nicht nach dem, was sie denken, sagen oder tun.
Daher ja die Strategie der Neu-Rechten, eine Art "Kulturrassismus" zu etablieren, der auf den ersten Blick ohne völkische Komponente auskommt. Das Schlagwort vom "Ethnopluralismus", das wir gern mit "Ausländer raus für Gebildete" übersetzen.
Denn da zeigt sich eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung:
Denn auch der Grüne Kretschmann, ein Katholik, und viele seiner Wähler bezeichnen sich als "konservativ": der Spaltung des "sozialen Lagers" wg. "Agenda 2010" folgt nun die Aufweichung des "konservativen Lagers". Das erzeugt bei den Verbleibenden Unsicherheit. Und Angst.
Dazu kommen die Zukunftsängste und das Bewusstsein, dass nichts mehr so ist wie früher: die Karriere von Vati, der 45 Jahre bei der gleichen Firma war, ist Geschichte. Heute ist "Generation Projekt" und "Generation Praktikum": die Schattenseiten der Globalisierung.
Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Ablehnung alles Neuen ("Europa") und Fremden ("Islam"). Und dann sind die drei Feindbilder komplett: "Links", "Islam" und "Europa".
"Wehe uns, wenn eines Tages die Moscheen brennen......dann wills wieder keiner gewesen sein." Hagen Rether, am 29.12.2007(!)
So long
Der Falke