Freitag, 19. Dezember 2014

Politischer Lehrfilm des Jahres: Rambo 3


Wie Feindbilder unser Denken beeinflussen


Ja Servus,

grad schauen wir "Rambo 3" auf vox , ein übles kriegsverherrlichendes Baller-Machwerk. Einzig und allein geschaffen, um als Star-Vehikel die Kassen der Produzenten und des Hauptdarstellers zu füllen. Schließlich hatte man am Vorgänger "Rambo 2" schon gut verdient, um den Überraschungserfolg von "Rambo" auszuschlachten. Also wollte man nun mit "Rambo 3" nochmal nachlegen und die humorlose "Hau-Drauf-Welle" der 80er-Jahre-Ein-Mann-Armeen auf die Spitze treiben. 

"Die Hard " ("Stirb langsam") brachte dann einen Wendepunkt: erstmals durfte das Publikum zwischen Maschinenpistolenfeuer, Explosionen, Bränden und panischem Geschrei auch mal lachen. Aber bis dahin beherrschte im Genre "Aktschn-Fuim" (schwarzeneggerisch für "Action-Film") der wortkarge Bestrafer mit dem panzerbrechenden Blick die Leinwand.



So kennt man ihn: Isch mach Disch Messer, Du Opfer. 
Stallone Ende der 80er

Wir haben alle gelacht, und viele lachen noch immer. Die dünne Story, Effekthascherei mit Hubschraubern und Explosionen, Panzer mit Innenräumen wie Lieferwagen, Stallones gewohnt sparsame Mimik und seine schwarze Kleidung (tarnt einfach super in Wüstenumgebungen), sein Winnetou-Stirnband, unrealistische Szenarios ... es wäre lustig gewesen, würde es nicht nur immer nur darum gehen, wie man am besten möglichst viele Leute kamerawirksam um die Ecke bringt. 

Wir lachen nicht mehr.


Warum? Weil dieser Film - wenn auch unfreiwillig - zum Lehrstück über etwas geworden ist, ohne das "moderne" Gesellschaften offenbar nicht mehr auskommen: ein Feindbild nämlich.  Bei "Rambo 3" sind die Sowjets für das Feindbild zuständig. 

Wenn man sich nicht nur berieseln läßt oder nebenbei "facebookt", dann fällt einem irgendwann auf, daß Rambos Verbündete - und sogar: Freunde!- in dem Film Muslime sind. Und nicht nur Muslime, sondern Mudjahidin, also "Gotteskrieger". Im Grunde handelt es sich um Taliban, und die Keimzelle von Al-Quaida! 

Die Russen als der alles beherrschende böse Feind und Al-Quaida-Mitglieder als Verbündete des US-Protagonisten in einem US-Blockbuster-Hollywood-Kommerzfilm. Die unter 30jährigen reiben sich grad sicher die Augen: heute ist es doch genau andersrum!

Rambo, der Selbstmordattentäter


Um es zu konkretisieren: 
Rambos afghanische Freunde sind sogar Selbstmordattentäter! Und die Idee der Opferung des eigenen Lebens im "Heiligen Krieg" wird Rambo vom väterlichen "Masoud", der deutlich die Züge des afghanischen Nationalhelden Ahmad Shah Massoud (1953 - 2001, der aber Selbstmordattentate ablehnte) trägt, erklärt: "Wir sind eigentlich schon tot. Deshalb fürchten wir den Tod nicht."
Und Rambo? Der sieht das nach einem Großangriff des bösen Feindes, den nur wenige seiner neuen Freunde überleben, genauso. Als den Afghanen die von Rambo geplante Aktion zu gefährlich wird, erklärt er, es notfalls allein durchführen zu wollen. Einwand der Afghanen: "Dann sterben Sie!" Rambos Antwort: "Dann sterbe ich." Und der Zuschauer ist ganz bei ihm. 
So schnell geht das. 

Feindbild muß sein


Und heute? Die Sowjets haben sich als Feindbild schnöde aus dem Staub gemacht. Aber ohne geht es wohl nicht. Also mußte ein neues her. Und in das "Feindbild-Vakuum" wurden die Muslime geworfen.

Um es mal klarzustellen: wir relativieren hier nicht die grausamen Anschläge, die barbarische Terroristen im Namen des Islam begehen. Sei es der 11. September 2001, London, Madrid, Boko Haram, die Taliban oder der "IS": das alles ist schrecklich und durch nichts zu rechtfertigen.

Aber wer die Ursachen dafür im Islam bzw. im Koran sucht, wird sie nicht finden. Sondern nur dafür sorgen, daß Menschen aufgrund ihres Glaubens stigmatisiert werden. "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" heißt das. Die Begründung, der Koran enthalte Mordaufrufe, lassen wir nicht gelten: die stehen genauso in der Bibel. Und keiner macht aus einem Christen oder einem Juden einen potentiellen Terroristen, weil er an das Alte Testament glaubt.

Die Ursachen liegen ganz woanders. Wir haben das schonmal dargelegt

Der Nebeneffekt


Aber der Film leistet noch mehr. 
Rambos Ausbilder, der berühmte Col. Trautman, gerät beim bösen Feind in Gefangenschaft. Bei einem der Verhöre blafft Trautman heldenhaft den russischen Befehlshaber an, daß Afghanistan nicht zu erobern sei. "Wenn Sie die Geschichte dieses Landes studiert hätten, hätten Sie das wissen müssen. Wir wissen das - wir hatten schon unser Vietnam. Jetzt kriegt ihr Eures!"

Etwa zwölf Jahre, nachdem der Film in den Kinos lief, brach die Bush-Administration den Krieg gegen Afghanistan vom Zaun.

So long

Der Falke







P.S.:
Aufgrund der "Domino"-Theorie waren die USA immer bemüht, möglichst wenige Länder an "die Kommunisten" zu verlieren. Die damit begründeten bewaffneten Interventionen der USA haben immer zu humanitären Katastrophen geführt, oder sogar noch schlimmere Regime an die Macht gebracht: Afghanistan, Irak, Korea, Vietnam, Russland, Chile, Iran - die Liste ist lang. 

Zynischerweise entwickeln sich in den Staaten, in denen die USA mit Interventionen oder Umstürzen gescheitert sind, kapitalistische Systeme: China, Kuba (!), Vietnam.